KATALONIEN – Casa Vicens

Nach sehr aufwändigen und sorgfältigen Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten, konnte das erste Gebäude, welches Gaudí jemals entworfen hatte, für den Besuch eröffnet werden. Die Casa Vicens war 130 Jahre lang privates Wohnhaus und ist nun nach drei Jahren Renovierung innovativer Kulturraum und lebendiges Museum. Das jüngste Weltkulturerbeobjekt Barcelonas genießt außergewöhnliches Interesse der Öffentlichkeit. Dies beruht nicht nur auf seiner Bedeutung für Gaudís Gesamtwerk, sondern auch auf den beispiellosen Ornamenten. Mit der Casa Vicens hat Gaudí ein Manifest für sein Schaffen kreiert. Sie zeigt die absolute Stilfreiheit, die damals, zu der Zeit des weltberühmten Architekten völlig fremd war und auch auf seine darauf folgende kreative Entwicklung hin deutet. Das Gebäude antizipiert außerdem andere kontemporäre Bewegungen der Avantgarde im späten 19. Jh. in Europa.

Die Eröffnung der Casa Vicens für den Publikumsverkehr wurde nur durch ein strenge architektonische Konzipierung möglich, welche zum einen das Ziel hatte das Gebäude dem Original getreu wiederherzustellen. Dazu berief man sich auf alle zugänglichen Archiv-Quellen über den Künstler und den architektonischen, historischen und sozialen Kontext. Zum anderen sollte das Haus selbst als primäre Quelle zum Beweis für bauliche Hypothesen genutzt werden können.

Seit dem Beginn der Restaurierung 2015 hat die Casa Vicens tiefgreifende Veränderungen erfahren. Es gelang den Architekten, dem Haus sein ursprüngliches Erscheinungsbild, so wie es Gaudi zwischen (1883-1885) entworfen hatte, zurückzugeben und gleichzeitig Modernität und Funktionalität zu integrieren, damit man im Inneren einen Kulturraum und ein Museum erschaffen kann.

Zwischen 1883 und 1885 erbaute der 31-jährigen Gaudí das Sommerhaus, die Casa Vicens, für den Börsenmakler Manel Vicens i Montaner (1836-1895) . Es war Es war Gaudís erstes Bauwerk in Barcelona, in welchem er sein außergewöhnliches Talent unter Beweis stellte.

Das Haus sollte vier Etagen haben: einen Keller mit einem Lagerbereich; ein Erdgeschoss mit einem Esszimmer, Wohnzimmer und Küche; einen ersten Stock mit den Schlafzimmern und einen Dachboden für die Angestellten. Ursprünglich hatte es nur drei Fassaden, weil es an die Wand des daneben liegenden Gebäudes im Nordosten angrenzte. Die Hauptfassade im Südwesten öffnete sich zu dem weitläufigen Garten hin. Dank dieser Ausrichtung gab es das ganze Jahr über eine gute Sonneneinstrahlung und ein sehr angenehmes Wohnklima.

Eines der wichtigsten Bauelemente ist die Veranda im Erdgeschoss. Der zum Teil offene Raum verbindet den Innen- und Außenbereich des Hauses miteinander. Auf diese Weise integriert sich die Natur des Gartens optisch in das Wohn- und Esszimmer. Den Garten beherrscht ein großer Wasserfall im Inneren eines Parabolbogens, der auch die Veranda mit abkühlt.

Gaudí basiert sich in seiner Kreation auf die Einfachheit von Bautechniken, die tief in der katalanischen Tradition verwurzelt sind. Doch aufgrund seiner architektonischen Vorstellungen und Ideen entwickeln sich die Formen zu hoch komplexen Geometrien, in eine Komposition von polygonalen Linien. Diese hebt sich stark von den gekrümmten geometrischen Linien in seinen späteren Werken ab.

Bei der Casa Vicens spielte Gaudí mit hervor- und zurückstehenden Elementen, mit Farben und Texturen, mit Licht und Schatten, welche typisch für die maurische Architektur sind. Die mediterrane Vegetation dient zur Verbindung dieser Elemente.

Die Natur inspirierte Gaudí für seine gesamte Arbeit. Die Casa Vicens dient als erstes Beispiel durch seine zahlreichen natürlichen Elemente und Darstellungen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht das gusseiserne Haustor, für welches Gaudí die Form von Palmwedeln verwandte und die Ringelblumen, die Gaudi auch als Ornamente auf den Keramikfliesen der Fassade anwandte.  Naturelemente sind nicht nur auf der Fassade und dem Äußeren des Hauses zu sehen, sondern Gaudí setzte sie auch im Inneren des Hauses ein, um der Natur dort Geltung zu schaffen. Eine Vielzahl von dekorativen Kunsthandwerkstechniken wie Malerei, Schmiedeeisenarbeiten, Holzbearbeitung, Keramik, und Wandmalereien wahren die Kontinuität zwischen Innen- und Außenräumen. Mit der Casa Vicens hebte sich Antoni Gaudí von allem ab, was zuvor in Katalonien gebaut worden war. Aus diesem Grund gehört das Gebäude zu den ersten Meisterwerken des Modernisme.

Für die Besichtigung der Casa Vicens wurde ein gut überlegtes Einlasssystem entwickelt. Dies ermöglicht den Besuchern trotz begrenzter Kapazität durch Kontrolle über Stoßzeiten ein persönliches Kunsterlebnis – eine Vorreservierung ist daher unbedingt notwendig!