KASTILIEN-LA MANCHA – Keramik-Tradition im Land Don Quijotes

Die zentralspanische Region Kastilien-La Mancha ist nicht nur wegen des spanischen Nationalhelden Don Quijote bekannt, sondern sie beherbergt auch zwei der wichtigsten Zentren der Welt für Keramik. Im „Land von Lehm und Ton“, befinden sich die Ortschaften Talavera de la Reina und Puente del Arzobispo, die für ihre kunstvolle Keramik berühmt sind. Die ältesten Kulturen, die in dieser Region ansässig waren, fertigten bereits in der Altstein- und Eisenzeit außergewöhnliche Stücke an. Die traditionelle blaue Keramik von Talavera wie auch die grüne Tonware aus Puente del Arzobispo belegen die chromatische Vielfalt und die kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Töpfer aus Kastilien-La Mancha.
Die heutigen Keramiker setzen die tausendjährige Handwerkstradition fort und kreieren an der Töpferscheibe oder allein mit ihren Händen stilvolle Dekorations- und Gebrauchsgegenstände. Nach uralten Mustern entstehen Gefäße zur Aufbewahrung von Öl- und Wein. Phantastische Fliesen und Kacheln bringen jeden Hausbesitzer, der sein Bad oder seine Küche sanieren möchte, zum Träumen.
Das Museum von Talavera, in dem der Besucher Exponate vom 14. Jahrhundert bis heute finden kann, zeigt die künstlerische Entwicklung der Keramik, sowohl was die Farben, als auch die Motive und die handwerkliche Ausarbeitung betrifft. Das Museum befindet sich im Kloster San Agustín. Basierte es zunächst nur auf der Kollektion, die der Töpfer Ruiz de Luna aus Toledo zusammengetragen hatte, besitzt es inzwischen Stücke, die bis ins Mittelalter zurückgehen. Hauptsächlich aber stammen die Teile aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
In El Puente del Arzobispo, etwa 90 Kilometer von Madrid entfernt, wird eine ganz andere Art von Keramik produziert. Die Arbeiten sind aufwendiger dekoriert. Stilisierte Tiere und Pflanzen sind die Hauptmotive der Keramiken, die überwiegend in den Farben grün und gold gehalten sind. Mehr als die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung ist in der Keramikproduktion tätig. Es haben sich kleine Fabriken entwickelt, die zwischen drei und fünf Personen beschäftigen. Die Arbeit ist spezialisierter als in anderen Keramik-Gemeinden. Die Einwohner haben eine Anstellung als ausgebildete Keramiker und Dekorateure. Hilfsarbeiter werden für die Herstellung von Ton und das Be- und entladen der Öfen eingesetzt.
Die aktuelle Keramikproduktion von El Puente del Arzobispo lehnt sich eng an die Vorläufermodelle aus dem 16. und 17. Jahrhundert an.. Wegen ihrer hellen Farben, den glänzenden Glasuren und skurrilen Zeichnungen wirkt sie auf potentielle Käufer sehr ansprechend. Die Besucher haben die Qual der Wahl unter Tausenden von Stücken, die in den zahlreichen Geschäften und Ateliers angeboten werden. Das Keramik-Museum von El Puente del Arzobispo konzentriert sich auf den Herstellungsprozess, die Restaurierung und die Dokumentation.
Das Zentrum verfügt über zwei Etagen. Im Erdgeschoss werden Beispiele der Töpferkunst vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gezeigt. Die Besucher sollen eine klare Vorstellung vom Entstehungsprozess der keramischen Arbeiten erhalten. Dort ist auch ein alter Werkraum nachgebaut, der Einblick in das Arbeitsleben der Keramiker gibt. Ein arabischer Ofen, Silikate und Oxide, die für die Emailglasuren notwendig sind, manuelle Drehmaschinen und Bürsten ergänzen die Exponate. Der erste Stock enthält eine ständige Keramik-Ausstellung, der geographisch und historisch die Keramikherstellung von den Anfängen bis zur Gegenwart dokumentiert.